Donnerstag, November 02, 2006

BUCKELMANN in: TOD EINES VERWANDLUNGSKÜNSTLERS

[aus: "BUCKELMANN VERKEHRT ZURÜCK"]

In letzter Konsequenz, denkt Buckelmann, war er Deutscher. Durch und durch. Im Osten gezeugt - nicht aus Überzeugung, sondern aus der Not heraus; im Westen geboren - nicht als Geburtsfehler, sondern als flüchtiger Zufall.


In letzter Konsequenz, denkt Buckelmann, war er Literat. Und war ein Arbeitstier. Beides weniger aus Überzeugung als aus der Notwendigkeit heraus, sonst die Kurve nicht zu kriegen.

In letzter Konsequenz, denkt Buckelmann, war er ein Auf-Schreiber. Ohne Ausnahme. "Ich bin auch stolz auf einiges von der Musik, die ich geschrieben habe" sagte er einmal zu Buckelmann ... "geschrieben".

In letzter Konsequenz, denkt Buckelmann, war er Musiker, Rock 'n' Roll-Darsteller, Unterhalter, Entertainer, Übersetzer, Medienmogul, Kinderweltler – nur nebenbei. Aber Rock 'n' Roll-darsteller von ganzem Herzen.

In letzter Konsequenz, denkt Buckelmann, war er da, als er gebraucht wurde. Wegwerffans, wie andere, hatte er keine. Seine waren aus anderem Holz geschnitzt, mit Eichenlaub. Auf ewig treu. Bis das der Tod sie alle scheidet.

In letzter Konsequenz, denkt Buckelmann, war er es, der stets versuchte, operativ sein Leben zu bestimmen, und der doch stets fremdbestimmt wurde. Von Ketchup, einem Rentier und seinem Vati.

In letzter Konsequenz, denkt Buckelmann, war er ängstlich, gehemmt, zaudernd, permanent verschnupft und dabei doch immer das letzte aus sich herausholend. Nichts als die Wahrheit, als Liedgut getarnt.

In letzter Konsequenz, denkt Buckelmann, war er es selbst, der öfters in seinem Leben sterben wollte und immer noch nicht gestorben ist. Für viele und ... in letzter Konsequenz.

Sonntag, Juli 09, 2006

BUCKELMANN ist im: FREUNDESTAUMEL

Es ist geschafft. Deutschlands Elf hat den dritten Platz bei dem WM'06 erkämpft. Keinen Vize-Weltmeistertitel, wie von Buckelmann zu Beginn etwas provokant prognostiziert, aber man kann dafür als Fußballfan ganz herrlich sagen: "Wir waren so knapp dran, sooo knapp." Italien war zwar besser, aber ob die Italiener jemals 'die besseren Deutschen' sein werden?

Die deutsche Nationalmannschaft verabschiedete sich jedenfalls großartig von ihrer WM im eigenen Land. In allen Spielen begeisterten die elf bis vierzehn Klinsmanns-Freunde mit mutigem Offensivspiel und in jedem Spiel war es ein anderer Spieler, der überragend agierte. Einmal Klose, einmal Podolski, einmal Schneider, einmal Ballack, einmal Frings, einmal Lehmann und einmal Schweinsteiger. "Was die Mannschaft geleistet hat, ist unbeschreiblich. Es ist ein richtig großer Grundstein gelegt worden.

"Das Fantastische an dieser WM", meint Buckelmann in seiner Stammkneipe zu den interessiert zuhörenden Mitsäufern, "ist, dass wir mit den Großen mithalten können". Und das was nach dem Spiel um den dritten Platz im Stadion geschah, was seit Wochen im ganzen Land vor sich gehe, die Begeisterung der Zuschauer, die von den Mannschaft kaum so wahrgenommen werden konnte, wird sich am Tage des WM-Endspiels zur Mittagszeit am Brandenburger Tor synergetisch steigern. Hunderttausende werden auf der berühmtesten Fanmeile der Welt die Mannschaft feiern, vor allem aber den Mann zum Bleiben zu bewegen, der aus einer mittelmäßigen Milchbart-Truppe binnen weniger Monate ein Mitglied der fußballerischen Weltspitze geformt hat.

Berlin wird Schauplatz einer monumentalen Kundgebung pro Klinsmann aber auch pro Fußball sein, sagt Buckelmann, die der Welt zeigt (nicht zeigen soll; das ist wohl die wichtigste Erkenntnis der Welt zum Bild der Deutschen im Jahre 2006. Nichts vom Treiben und Trubel um Schwarz-Rot-Gold ist inszeniert): die Deutschen sind ein fröhliches Volk, das ausgelassen feiern kann, das an sich glaubt, sogar Niederlagen schnell vergisst und die Kraft hat, wieder aufzustehen. Einen Monat lang war Deutschland im Freudentaumel, der langsam aber spürbar zum Freundestaumel mutierte. Das steckte an und so war die Welt, obwohl dies vor der WM kaum jemand für möglich halten mochte, tatsächlich zu Gast bei Freunden. André Heller sei Dank für diesen wunderbaren Slogan.

Natürlich wird am Abend auf Fußball gespielt. Elf Hütchenspieler gegen einen Mann, der mit dem Fußball 'Hütchen' spielt. Mit einer unbeschreiblichen Leichtigkeit lässt Zidane bei dieser WM den Ball immer dorthin wandern, wo ihn der Gegner nicht erwartet. Das wird im Endspiel dazu führen, dass entweder Franreich gewinnt, weil Zidane brilliant spielt, oder Italien, weil die sich mit Glücksspielen und damit, wie man dem Glück ein wenig nachhelfen kann, auskennen.

Das meint jedenfalls Buckelmann ... und einer muss es ja schließlich wissen.

BUCKELMANN ist: DER GOLLUM AUS LEGO

[aus: "BUCKELMANN VERKEHRT ZURÜCK"]

Lukas, der Fünfjährige, auf den aufzupassen Buckelmann vor einigen Jahren seinem Freund von Greenpeace versprochen hatte, war inzwischen in die Pubertät gekommen. Jedes Mal, wenn Buckelmann ihn sah, war TEN YEARS AFTER für ihn keine Rockband aus den Siebzigern mehr, sondern die Erinnerung an sein Erlebnis mit dem unvergessenen Waldo Jeffers - Gott habe ihn seelig -, dem er dank seiner Geistesgegenwart unverletzt entkommen war, was man durchaus mit dem Adjektiv 'glücklich' bezeichnen kann.

Überhaupt hatte sich viel verändert in den letzten Jahren. Buckelmanns Freund war inzwischen verbeamteter Staatssekretär im Umweltministerium geworden, zuständig für die Rückführung von afrikanischen Wanderdünen, währenddem sein Sohn im Internet Rollenspiele für eine Sexy Website entwickelte, die sich "Sesams Straße" nannte und auf Buckelmanns Rückfragen hierzu äußert gereizt reagierte. Buckelmann selbst war vom Fußfetischismus umgestiegen auf asiatische Massagen, blieb den weiblichen Füßen aber trotzdem noch verbunden, denn er lies seinem Rücken ab und an im Hinterzimmer des 'Dr. Wok' durch geschickte Fußmassage von Ling-Liu, die immer noch als Bedienung im Jade-Pavillion arbeitete, Linderung angedeien. Heute aber war Buckelmann dort nicht eingekehrt, denn er frönte im Hause seines Freundes einer Passion aus Kindertagen: dem Modellbau mit bunten Kunststoffsteinen.

"Na, Onkel Buckelmann" sagte Lukas zu ihm, ohne den Blick vom 19-Zoll Plasma-Bildschirm zu nehmen. "Baust Du immer noch an Gandalf, dem Grauen? Oder ist es heute Gandalf, der Weiße?" Buckelmann ignorierte solch provozierende Fragen, musste sie aber gleichwohl ertragen, denn es waren ja nicht seine Kunststoffsteine, die er aus dem Speicher nach unten in den Keller des Hauses seines Freundes trug. So viele Legosteine hatte der inzwischen fünfzehnjährige Lukas im Laufe seines Lebens Weihnachten für Weihnachten von seinem Vater erhalten, dass sie inzwischen sechzehn Kisten auf dem Speicher füllten. Seit zwei Wochen schon schleppte Buckelmann die Steine nach unten, verbaute sie zur Felsenfestung 'Minas Tirith' und dem Feuerberg im Herzen von Mordor, zum Auenland und anderen Orten Mittelerdes und hielt sich dabei streng an die Angaben in J.R.R. Tolkins Almanach, den er eines Tages eher zufällig in Lukas Zimmer gefunden hatte.

In den letzten Wochen war auf diese Weise im Keller des Hauses ein richtiges 'Herr der Ringe'-Wunderland entstanden und seit einigen Tagen bastelte Buckelmann nun an den einzelnen Protagonisten der Fantasy-Sage. Frodo, Streicher, Sam und Bilbo waren entstanden, Saruman, Legulas, die Elbenkönigin, die Ringgeister und ... Buckelmann stutzte. Wieso wusste Lukas, dass er gerade an Gandalf baute? Und wieso konnte der Rotzlöffel unterscheiden, ob es Gandalf, der Graue oder Gandalf, der Weiße war? Buckelmann ahnte etwas, das er nicht näher beschreiben konnte, aber die Kraft der Ahnung zog ihn mit Macht nach oben in Richtung von Lukas Zimmer.

Auf Zehenspitzen, um ein Dielenknarren auf der Treppe zu vermeiden, schlich er sich in den zweiten Stock, ging vorsichtig zur fast geschlossenen Zimmertür, spähte durch den Spalt hinein. Lukas saß wie immer vor dem Bildschirm seines Computers, hatte seinem Joystick in der Hand und steuerte, soviel konnte Buckelmann auf dem Monitor erkennen, eine Kamera behutsam durch eine Landschaft von ... Legosteinen. Kein Zweifel: Es war seine, Buckelmanns, Tolkienwelt aus dem Keller des Hauses. Und er sah noch mehr. An der Wand hinter dem Plasma-Bildschirm hingen Poster für eine Webseite namens www.lego.tv mit dem anspruchsvollen Untertitel "Die Entstehung von Mittelerde - Schau live und online dabei zu!".

Mit einem Mal war Buckelmann alles klar: Lukas hatte ihn dazu gebracht im Keller eine Fantasywelt zu bauen und vom ersten Tag an alles via Kamera im Internet übertragen. Gerade wollte er entrüstet die Tür zu Lukas Zimmer aufreißen und diesen entrüstet zur Rede stellen, da fiel Buckelmann ein weiteres Poster an der Zimmerwand auf. "Asiatische Massagen Webcam" war darauf zu lesen und Buckelmann erkannte unschwer, wer sich da nackt und entspannt unter Ling-Lius Füßen befand. Jetzt dämmerte es ihm. Nun war ihm klar, warum ihn die Kids auf der Straße seit einigen Tagen so nett gegrüßt hatten und warum Ling-Liu sich in letzter Zeit vor der Massage aufwendig schminkte.

Er, Buckelmann, war unfreiwillig zu einem Internetstar geworden oder wie Lukas es benannt hatte: "Schau in 'Sesams Straße' zu, wie sich der der Golum aus Lego entspannt. Im Jumbo-Abo für nur 9 Euro 99 im Monat. Diskret und garantiert nicht gestellt."

BUCKELMANN RELOADED

[Schade ... aber dieser Text wurde vom Autor leider noch nicht freigegeben !]

Schauen sie gelegentlich hier im Blog nach - vielleicht steht der Text dann ja schon im Netz !

Mittwoch, Juli 05, 2006

BUCKELMANN kommentiert: DIE NIEDERLAGE DEUTSCHLANDS

Am Einsatzwillen lags nicht, am Fehlen von Frings lags nicht, am Schiedsrichter lags nicht, an den Zuschauern lags nicht, an den Vorzeichen lags nicht, an den Trikots lags nicht, am Rasen lags nicht, am Wetter lags nicht, am Torwart lags nicht, am Gegner lags nicht, an den Sponsoren lags nicht, am Trainer lags nicht, am Ball lags nicht (und schon gar nicht am Ballack), an der FIFA lags nicht und nicht am Stadion. Woran lags dann? Ehrliche Antwort?! Am Fußball.

Der Ball ist rund und ein Spiel dauert 90 Minuten plus Nachspielzeit und Verlängerung (Elfmeterschießen gab es zu Zeiten von Sepp Herberger noch nicht). Da kann viel passieren, in jedem Moment des Spiels. Und dies ist es ja nüchten betrachtet auch: ein Spiel. Das hat Deutschland unter Klinsmann bei der WM 2006 bisher mehr als gut gespielt. Wer hätte nach der 1:4-Pleite in Florenz gegen Italien im März geglaubt, dass sich die beiden Teams Monate später im WM-Halbfinale wieder sehen würden - auf Augenhöhe.

2002 kam eine spielerisch schlechtere aber spielerisch auch abgezocktere deutsche Mannschaft als heute ins WM-Endspiel. Dieses Mal kam auch das spielerisch schlechtere aber eben abgezocktere Team ins WM-Endspiel: Italien. Während sich die deutschen Spieler nach der zweiten Verlängerung in nur vier Tagen kurz vor dem Ende leichte Unkonzentriertheiten leisteten, hatten sich die Italiener bei der WM zuvor geschont und in der Verlängerung (wie in ihren Spielen zuvor zum Ende der regulären Spielzeit) alles auf eine Karte gesetzt - die letzten Sekunden - und ihr Vabanque-Spiel gelang; traurig aber wahr. Möglich gemacht hatte es vor allem ein taktischer Offensiv-Schachzug des italienischen Trainers, den man im DFB-Team so nicht vorausgeahnt hatte.

Dennoch: Deutschlands Team war gleichwertig. Und sein Weg bei der WM'06 ist noch nicht zu Ende, allein das Ziel hat man nach untern korrigiert: Platz 3 sollte es am Ende schon sein - bei dieser WM. Für die jüngste Mannschaft seit 1966 stehen weitere Ziele auf dem Programm. Erst das erweiterte Heimspiel bei der EM 2006 in Österreich und der Schweiz, dann die Weltmeisterschaft 2008.

Der Traum geht weiter.

Dienstag, Juli 04, 2006

BUCKELMANN fühlt sich: SAUWOHL, ALS AUCH

[aus: "BUCKELMANN VERKEHRT ZURÜCK"]

Buckelmann erwachte nach einem zweieinhalbstündigen Etwas, das ein Schlaf hätte werden sollen - seichtere Gemüter hätten es mit 'deadhead' gleichgesetzt, was aber der Erinnerung an den legendären Stromschlag von Bob Weir anno 1969, der später sogar in einen Comicstrip verarbeitet worden war, nicht annähernd gerecht geworden wäre - und stellte, nachdem er sich auf die Bettkante gesetzt hatte, schmerzhaft fest, dass sein Kopf noch vorhanden war.


Bruchstückhaft und etappenweise, aber dafür um so intensiver, setzten die Erinnerungen an die vergangene Nacht ein. Wie um alles in der Welt hieß noch das Programm, das er gestern Abend in der Universitätsaula von Jena miterlebt hatte? "Sklaven sind gut, Herr Tucholsky"? oder "Trafen Sie gut, Herr Podolski"? oder "Raffen Sie’s noch, Herr ..."? Buckelmann fiel kein weiterer Eigennamen-Reim mehr ein. "Mein Gott", stöhnte er. "Was für ein Teufelszeug hatte der uns heute Nacht bloß serviert?"

DER, damit war Robert gemeint, Jahrgang 70, Kneipier und passionierter Cocktailerfinder, unehelich verheiratet mit seiner Frau, besessen von einer geradezu erdrückenden Liebe zu Politessen, ein Mensch, der dabei auch noch auf die himmelschreiende Offenheit seiner Tochter bauen konnte ("Die Mädels kennen deine Möhre inzwischen so gut, als wenn du schon mit jeder was gehabt hättest.") und als Soloklarinettist gelegentlich nicht nur in die eigenen Hände spuckte; mithin einer der erstaunlichsten Menschen, die Buckelmann in seiner neuen Heimat bisher kennenlernen durfte. Eine Legende der Leidenschaft für unverdorbenes Kulturgut, denn anders ist es nicht zu erklären, dass Robert einst Udo Lindenberg um ein Autogramm gebeten hatte und zwar unter einen Vertrag für ein Mega-Open-Air-Konzert auf der legendären Rasenmühleninsel in Jena und das nur, um seinem Vater eine kleine Gefälligkeit erweisen zu dürfen für alles, was der in den letzten fünfunddreißig Jahren für ihn getan hatte – oder gelassen.

"Gelassen ...", rief Buckelmann in Richtung Zimmerdecke und das Echo sprach ihm Mut zu. Mut zur Erinnerung, was der Kerl ihm heute Nacht in seinen Cocktail gemischt hatte, und zwar in den Cocktail zwischen dem Cocktail mit Wodka, Limetten- und Holunderbeersaft und dem mit Wodka, Holunderbeer- uns Limettensaft. So etwas kann man nicht erfinden, höchstens empfinden, dachte Buckelmann und widmete sich wieder ganz seinem Kopfschmerz.

"Mein Gott", stöhnte Buckelmann nach gefühlten fünf Minuten kopfschmerzenden Dösens erneut und fügte zur Klarstellung für sich noch ein "Was bin ich doch blöd" hinzu. Warum hatte er sich gestern Abend geradezu erschreckend lässig (um nicht zu sagen fahrlässig) dem alten Leitspruch "As a professional musican, I trust Chianti" entfernt? Ja doch, dachte Buckelmann auf sein Stechen im rechten Gehirnlappen reagierend, Chianti war auch dabei gewesen. Und Sekt "Au-ch" und Weißwein, "Au-ja!", Pina Colada "Cla-aah-ro!" und ...

"Mein Gott" flehte Buckelmann ein drittes Mal, "laß diese Kopfschmerzen ein Ende nehmen. Mea Culpa!" Als professioneller Mensch, das wurde in seinemKopf immer klarer‚ vertraue Dich niemals der Obhut eines Barkeepers mit eigener Bar an. Noch dazu einem, der Robert heißt, die Bar noch extra früh geschlossen hat um die Nacht mit Dir zu verbringen, der sie nach 0 Uhr speziell für Dich und Deine Gäste öffnet, damit alle von seiner 84-jährigen Großmutter Ilse erfahren können, die fit ist im Kopfrechnen ("wie ein stalinistischer Turnschuh") und die "roocht, wie'n Schlot" und immer nur MDR guckt, weil sie denkt, das was sie dort sieht sei "Meene Demokratsche Republik".

"Ich blas' Euch jetzt was", hatte Robert gegen halb vier Uhr, die Treppe zur Empore seines Clubs raufschwankend, in der einen Hand ein Tablett mit nochmals acht Cocktails, in der anderen seine Klarinette, gesagt - auch daran konnte Buckelmann sich jetzt erinnern. Was folgte war Klezmer, als man erwarten durfte, mit einer kleinen französische Blume als Nachschlag, bei der sogar ihm, Buckelmann, dem Klarinettenhasser, das Herz aufging. Nach drei bis acht weiteren Cocktails hatte Robert dann den CD-Spieler angeworfen und faselte etwas von "guter Mucke" und "geile Band" und "da kommt keiner ran".

Einen kurzen Moment lang befürchtete Buckelmann, der gute Mann würde Frankie Valli & the Four Seasons auflegen mit "Oh, what a night, late December back in sixty-three", aber weit gefehlt. Robert hatte die neue Scheibe von den Rolling Stones eingelegt und mit den ersten Takten von "Rough Justice" war für alle der weitere Baraufenthalt gerettet. Sauwohl, als auch ...

BUCKELMANN WEISS, WAS FUSSBALL IST

Die Nation bangt um den Einsatz von Frings, die Große Koalition hatte sich vorgenommen, mit der Gesundheitsreform eines der ganz dicken Bretter der deutschen Politik zu bohren (herausgekommen ist allerdings nur eine putzige Laubsägearbeit) und Buckelmann trauert immer noch um Robert Gernhardt. Und davon, dass Deutschlands Elf morgen im Halbfinale gegen Italien möglcherweise ausscheidet, wird Mr. G. auch nicht wieder lebendig.

Ihm zuliebe und den (laut BILD - wem sonst?) "schwarz-rot-geilsten Fans der Welt" zu ehren deshalb hier ein kleines Buckelmann-Gedicht:

"Der Ball ist rund und er muss rollen,
rollen muss er für den Sieg.
Aber tut er dies auch wollen?
Der Ball der sagte nichts, er schwieg.

Da wurde er auch schon getreten,
gestampft, gelupft und malträtiert,
die frühen Schüsse und die späten
und plötzlich hatte er's kapiert.

'Ich bin der Star' dachte er so bei sich
'Mich lieben alle auf der Welt'
doch plötzlich kam Herr Schirri Kleinlich
und hat ihn -schnipp- vom Platz gestellt.

Was ist die Moral von der Geschicht:
Ohne Schirri gewinnt man nicht!"

Sonntag, Juli 02, 2006

BUCKELMANN entdeckt: AUSSERIRDISCHE

[aus: "BUCKELMANN VERKEHRT ZURÜCK"]

Mit diesem Einkauf am 8. Januar 2002 wurde alles anders und Einstein durfte - mit Verlaub gesagt - ein wenig stolz auf Buckelmann sein.


Buckelmann war bei DALI einkaufen gewesen, als er feststellten musste, dass Aliens seit Neuestem in Familienreisen machen. Nicht dass an den beiden Kindern und ihrer Mutter äußerlich irgendetwas absonderliches gewesen wäre. Gut, die Mutter sah so aus, als hätte sie zwischen Kinn und Bauchnabel neue Bio-Implantate erhalten, aber was tut man im Weltall nicht alles für die Schönheit. und so gesehen, sah diese Mutter unbestritten schön aus

Er wurde auf die Drei aufmerksam, als er bei den Körben mit Laurel & Hardy Filmen stand (6 Euro 15 Cent im Sonderangebot) und sich nach langem Überlegen und Auswählen für 'Saps at Sea' / 'Laurel & Hardy auf hoher See' unter der Regie von Gordon Douglas entschied. Diesen Film wollte sich Buckelmann gerade in den EInkaufswagen legen, als ein Junge neben ihm "Da sind 'Der Dicke und der Dünne" rief und das Mädchen sprach mit bedeutsamer Stimme: "Die sollen weltbekannt sein für ihre lustigen Filme". "Ach so sehen die aus” sagte die Mutter daraufhin und schloss mit der Erkenntnis "Gut zu wissen." "Aber, das gibt es noch so einen", fuhr der Junge fort. "Ich glaube der heißt Charles Caplone. Der war bekannt für seine dummen Sprüche." - Buckelmann war einen Moment lang unschlüssig, ob die Datenbanken von Weltraumkreuzern dringend gepflegt werden müssten, oder ob man doch in der Zeit reisen könne und Charles Caplone würde vielleicht in 150 Jahren der größte Sprücheklopfer aller Zeiten werden.

Derweil gingen die Kinder weiter im DALI spazieren. "Oh schau mal, Stachelbeeren!", sagte das Mädchen. "Das sind Litchis ", verbesserte die Mutter. "Die sehen nur so aus wie Erdbeeren mit kleinen Stacheln, aber die sollen ganz anders schmecken." "Und angebaut werden sie auf Madagaskar. Das war 'mal eine Insel vor dem Afrikanischen Kontinent" ergänzte der Junge. Buckelmann hatte plötzlich die vage Hoffnung, dass hier und heute bei DALI neben Laurel & Hardy Filmen auch Beweise für die Richtigkeit von Einsteins Theorie der Raum-Zeit-Krümmung ausgeliefert werden.

"Wahrscheinlich war das Atlantis 2", führte die Kleine den Satz ihres männlichen Gegenparts fort. "Seid nicht so albern unter den vielen Leuten", ermahnte sie die Mutter. "Kommt mit, wir müssen noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen." Buckelmann dachte sofort an Wandelstromspulen, echten Gemüsemais und ein Paar Zahnbürsten. "Wo sind denn hier Zahnbürsten", fragte der Kleine um dann entrüstet nachzufragen "oder gibt es hier sowas nicht?" Doch, doch, wollte Buckelmann sagen, auch früher haben sich Menschen die Zähne mit primitiven Hilfsgeräten geputzt, nicht so oft, allerdings mit zunehmendem Alter und abnehmenden Zähnen immer öfter.

Plötzlich gab es innerhakb der Beleuchtung des DALI-Marktes leichte Stromschwankungen. Buckelmann vermutete sofort, dass der draußen verbliebene Vater am Mitzubishi 'SpaceWagon' den Anlasser betätigt hatte. "Jetzt aber schnell bezahlen ... wir müssen zurück.", mahnte die Mutter zur Eile. Derweil fragte der Junge interessiert "Wass’n das?", als die Waren über den rotblitzenden Scanner gezogen wurden. "Das macht 27 Euro 34 Cent. Aber sie können auch in DM bezahlen", sagte die freundliche Verkäuferin zu den Dreien, die diesen Satz inzwischen auch ihrem Freund abends vor dem zu Bett gehen aufsagen konnte.

"Wieso DM?" - Selbstredend, dachte Buckelmann; diese Frage des Mädchens musste jetzt einfach kommen. "Seid nicht so vorlaut, wir müssen jetzt." antwortete die Mutter und legte mit einem Griff exakt 27 Euro und 34 Cent auf den Tresen. Leider Buckelmann konnte nicht mehr sehen, wie die Scheine in der Kasse verschwanden und ob sie schmutzig waren oder vielleicht viel zu neu. Die echten Euro-Scheine knistern, wenn man sie anzündet, hatte erst gestern jemand im Fernsehen gesagt.

Die Drei verliesen den DALI Markt, Buckelmann versuchte ihnen zu folgen, doch sie waren einfach zu schnell verschwunden. Als er nach draußen kam, waren von den beiden Kinder und ihre Mutter nichts mehr zu sehen und die Welt ging wieder ihren gewohnten Gang. Neben ihm rief ein quängelndes Kind: "Mutti-e, kannst mir 'n Eis kaufen-e?". Alles wie gehabt in Thüringen!

Buckelmann wollte gerade auf die Hauptstraße fahren, da drehte er noch einmal um, parkte sein Auto, stieg aus und betrat erneut den DALI-Markt. Jetzt passe ich aber besser auf, dachte er sich, als er durch die sich selbst öffnende Schiebetür ging. "Eis kaufen-e" ... am 8. Januar? - Das haben wir gerne. OK! Der Dialekt stimmte zwar, aber sonst? Fast wäre Buckelmann auf die Tarnung hereingefallen. Und auf die Selbstverständlichkeit, mit der einem Einsteins Prinzip der Raum-Zeit-Krümmung inzwischen täglich begegnet.

Samstag, Juli 01, 2006

BUCKELMANN hat: EIN DEUTSCHES ERWACHEN

[aus: "BUCKELMANN VERKEHRT ZURÜCK"]

Buckelmann weiss, was jeder will. Aber er will auch, dass jeder weiss: Er kann hellsehen.


Seine Erfolgsquote als Kommissar bei der Mordkommission bringt ihn irgendwann nochmal um. Früher oder später. Er weiss schon wann.

Die Lottozahlen am Samstag, vorhersagen inklusive der Superzahl und Spiel 77? Kein Problem für Buckelmann. Super 6 gibt es dann am Montag danach mit der Sekretärin der Toto-Lotto Zentrale - den Deutschen Lottoblock behält sie dabei immer fest in ihrer makellosen zartrosa Hand.

Überhaupt: Sämtliche Damen, die Buckelmann in seinem Leben bisher intimer kennenlernen durfte, bekamen einen Höhepunkt nach dem anderen. Keine Frage: Buckelmann weiss, was Frauen wünschen.

Biedere Handwerksburschen wurden Buckelmanns willigste Opfer. Dank seiner Hilfe waren sie vor Ort, lange bevor etwas entzwei ging und hatten immer parat, was noch gar nicht benötigt wurde. Was für eine Geschäftsidee!

Ob sie es nun glauben oder nicht: Am 10. September wusste Buckelmann schon, dass der 11. September kommen würde.

Buckelmann kann eben hellsehen. Wozu, wofür und warum ihm diese Gabe verliehen wurde? - Er weiss es seit langem und er weiss natürlich noch viel mehr: Juri Gagarin war nicht der erste Mensch im Weltraum, Neil Armstrong nicht der erste Mann auf dem Mond.

Früher konnte Buckelmann nur Gedanken lesen, heute ist das anders: Er kann hellsehen. Von ihm stammt der Satz: "Was kann es schlimmeres geben, als zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein?" - Natürlich weiss Buckelmann auch hier die Antwort.

Aber auch das, denkt Buckelmann, wird langsam vorbeigehen. Wie so vieles andere in seinem Leben auch.

Freitag, Juni 30, 2006

BUCKELMANN ersehnt ein: AY, CARAMBA!

"Ay, caramba!" ist ein zusammengesetzes Wortgeflecht, bestehend aus dem spanischen "ay!" für: "überraschend" und "caramba", der Steigerungsform von "carajo", einem Ausspruch des positiven Ekels. In Deutschland würde man in vergleichbaren Fällen wohl "Ach, du große Scheiße" sagen.

Wann aber sagt endlich jemand so etwas über Buckelmann? Jede Zeit hat ihren Helden, seit Jahren schon ist er auf der Suche nach dem einen, dem wahren Schuss, aus 30 Metern den Ball angeschnitten aufs rechte obere Eck. Erst sieht es aus, als würde er rechts am Tor vorbeigehen, dann, auf den letzten Metern, neigt sich die Flugbahn des Balles nach links, erst ein klein wenig, dann immer mehr. Der Ball berührt den rechten Pfosten leicht an dessen linken Seite, fast wie bei einem flüchtigen Kuss, und dann netzt er ein - der Torwart ist eh schon am Ball vorbeigeflogen.

Jahrelang hat er das auf der Rosenhöhe geübt, vor mehr als drei Jahrzehnten und alleine für sich: den perfekten Schuss. Für ihn hatte er sogar gelegentlich mal die Schule geschwänzt. Dass Buckelmann ihn drauf hatte, das spürte er, das hatte er im Urin. Es war stets nur die Frage, ob er es wirklich rauslassen sollte. Denn schließlichich wollte Buckelmann doch immer nur lernen, was man nicht lernen kann: Wie das so ist, für Deutschland zu siegen.